Hike and Ride - Skitourenwochenende |
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Tourentagebücher von Anita Zimmermann und Annette Kohl
Die „Profigruppe“
Samstag, 17. Januar 2009 – Die Elferrinne „Spitzkehren könnt ihr ja alle, oder?“ auf diese Frage unserer beiden Guides Dirk und Felix haben wir nicht wirklich geantwortet, aber spätestens nach den ersten 50 Höhenmetern mit den ersten Spitzkehren musste den beiden klar gewesen sein, dass sie es nicht wirklich mit Tourenprofis zu tun hatten. Sie ließen sich aber nichts anmerken und gaben uns einen Crashkurs. Wir wussten auch bald warum: Phil hatte am Ende des Aufstiegs so um die 50 von der anspruchsvolleren Sorte gezählt – und viele davon an Stellen, an denen ein Fehler fatale Folgen gehabt hätte, wie z. B. 100 Meter den Steilhang abrutschen…. Und so „kehrten“ wir nach und nach 1100 Höhenmeter, um dann an einem Grat zu stehen, an dem es durch eine schmale Rinne gefühlte 500 Meter in die Tiefe ging – die Ansage lautete: abseilen. Für einige von uns eine weitere Premiere. Und es musste schnell gehen, wir waren schon viel zu spät dran, da verschiedene Materialprobleme den Aufstieg in die Länge gezogen haben. Aber unsere beiden Anführer hatten den Ehrgeiz, uns diese besondere Tour in der vollen Ausgabe zu bieten…. Also schnell die Felle eingepackt und dann einer nach dem anderen die beiden Seillängen runter – nur – die Rinne war dann noch immer sehr, sehr steil – also weitere 60 Meter abwechselnd die Skischuhe und die Hände in den Schnee hauen und nicht vorhandene Stufe um Stufe runter, während von oben Schnee- und Eisbrocken von den oberhalb Abseilenden auf einen runterprasselten…jetzt wusste Isabelle endlich, warum sie (als einzige) ihren Helm eingepackt hatte! Endlich dann aus der „Schusslinie“ – seitlich in der Rinne haben Lotti und Beate einen kleinen „Standplatz“ in Schnee gegraben – Platz genug für jeweils einen, sich die Ski anzuschnallen und seitlich abrutschen zu lassen – alles andere war zu gefährlich. Als wir eine gute Stunde später alle glücklich und heil am unteren Ende der Rinne angekommen waren, waren wohl auch unsere Guides mehr als erleichtert…. Dann noch eine Abfahrt mit Herausforderungen: Bruchharsch, Lawinenkegel, Latschenkiefern - irgendwann ist jeder von uns mal im Schnee oder unter einer Kiefer eingeschlagen. So langsam wurde es dann auch dämmerig, noch ein paar hundert Meter auf einem Spazierweg und dann hatten wir es geschafft, wieder am Auto - stolz wie die Schneekönige! Im Cafe Vertikale haben wir dann die andere Gruppe getroffen und bei wahlweise Glühwein, der besten heißen Schokolade im Tal oder Bübchen-Bier die Erlebnisse des Tages ausgetauscht.
Sonntag, 18. Januar 2009 – Die Hammerspitze Am nächsten Morgen dann leider erst mal ewig warten – Felix mit all unserem Material im Bus hatte etwas zu ausgiebig Geburtstag gefeiert. Die „sportliche Gruppe“ war dann mehr oder weniger einstimmig der Meinung, dass wir so 800 Höhenmeter gut schaffen, nach der anstrengenden Tour am Samstag - laut Dirk ohne Seil und doppelten Boden. Was er uns nicht gesagt hat, war, dass es dann doch über 1100 Meter waren und dass die wieder verdammt steil und teilweise durch die Büsche gingen…. 3 Schritte vor, einer zurückgerutscht…. Als wir dann noch so 250 Meter vor uns hatten, traf dann die Wettervorhersage mit aller Macht ein: heftiger Sturm, das Gefühl von 1000 Nadelstichen im Gesicht und die Herausforderung, neben dem Gleichgewicht auf Skiern auch noch ein Gleichgewicht gegen den Sturm zu halten. Oben auf der Hammerspitze angekommen, so weit wie möglich in die Knie und der Versuch, die Felle abzumachen, ohne dass irgendetwas davonfliegt, selbst die Ski musste man sicher hinlegen…. Man ist dem Wetter ausgeliefert, der Sturm lässt sich nicht ausschalten. Da hilft nur einmummeln, wie es nur geht. Hinter dem Grat war es dann etwas besser, ein schneller heißer Tee und nix wie weg da, ab durch die nächste Rinne und auf dem direkten Weg ins Tag – die letzten Meter auf der Piste…Dirk machte sich dann auf den Weg, den Bus zu holen, wir trinken derweil Latte Macchiato im Cafe Vertikale und gehen die gelungene Tour in Gedanken noch mal durch.
Die „Einsteiger-Gruppe“
Auch zwei Tage nach unserem ersten Skitouren-Wochenende ist mein körperlicher Erschöpfungszustand beachtlich. Doch immer wieder kreisen Bilder durch meinen Kopf von der (fast) einsamen, zauberhaften Winterlandschaft, tausenden, weißen Gipfelzacken und vielleicht ganz entfernt mal eine Bergstation. Und vor allem der Gedanke, wenn man oben auf dem Gipfel ist, (also der gefühlte Gipfel des Hählekopf, zu dem nach ca. 800 hm noch ½ Std Aufstieg fehlte, was aber dem grandiosen Rundblick keinerlei Abbruch tat) nicht bergab laufen zu müssen, sondern einfach runtersausen zu können, motiviert doch ungemein. Tag 2. Der Vorschlag der Variante „Ski+“ bekam die meisten Stimmen aus unserer Gruppe, sodass auch die beiden potentiellen Pistenfahrerinnen sich wieder zu uns gesellten. Mit der Fellhornbahn hoch und als Gutenmorgengruß erst mal ´ne Piste sausen bis zur Sesselbahn. Dort hoch, aber dann mit geschulterten Skiern ca. 30. min. berghoch stapfen in des Vordermanns Tritte. Hui, abgerutscht ist ein Glück niemand, aber oben auf dem schmalen Joch bestätigen auch die andern diese komische Gefühl im Bauch – 30 min lang dachte ich ausschließlich an meine Wanderschuhe, die doch einiges mehr an Trittsicherheit versprechen als diese Skischuhdinger, und wie schön es wohl hier im Sommer ist….Oben! Uff! Vom schmalen Joch öffnet sich der Blick in ein einsames Tälchen. Es folgte eine abwechslungsreiche Abfahrt, erst steil und komisch, vor allem ohne Skibremse und Fangriemen, dann ganz passabel mit griffigem Schnee, vorbei und zwischendurch kleine Bäumchen, saus in ein kleines Hochtal. Den Schlittschuhschritt durch die Ebene bis zur Mittelstation Fellhornbahn streich ich lieber aus meinem Gedächtnis, war viel zu Schmerzhaft für die geschundenen Füße des Vortags. Erschöpft aber glücklich genießen wie ein letztes Stück Piste bis zur Talstation Fellhornbahn. Die Schmerzen schwinden, aber die tollen Eindrücke bleiben. Für die nächste Skitour muss die Situation für meine Füße dringend verbessert werden, mal ganz abgesehen vom erweiterten Kraft-Ausdauer-Training.
Eure Annette :-)

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